Belgien: Durch die flämische Sahara

Mit der Straßenbahn Belgiens Nordseestrände erkunden: Eine Küstenroute mit direktem Blick aufs Meer verbindet alle 13 Seebäder miteinander. Eile bleibt hier außen vor: Gemächliches Tempo ist Trumpf auf den 67 Kilometern zwischen Frankreich und Holland.

Die Nähe zu Frankreich ist sofort zu spüren, sobald man an der Esplanade von De Panne aussteigt. Der familiäre Badeort mit seiner entspannten Atmosphäre liegt in einem weitläufigen Dünengebiet und hat den mit 400 Metern breitesten Strand der belgischen Nordsee. Tipp: Rund um De Panne führen ausgeschilderte Wanderwege in die Westhoek, die größte Dünenformation der belgischen Küste. Dieses Niemandsland zwischen Belgien und Frankreich wird aufgrund der weiten Sanddünen auch flämische Sahara genannt.

Keine 15 Minuten von De Panne entfernt liegt das kleine Seebad Ostduinkerke. Hier preschen Europas letzte Krabbenfischer zu Pferde durch die Brandung. Die Fischer reiten im gelben Ölzeug auf schweren Kaltblütern und ziehen die Krabbennetze hinter sich her. Die Taue wirbeln den nassen Sandboden auf, in dem sich die Garnelen eingraben. Die Norseekrabben sind eine Spezialität, die sich kein Belgienbesucher entgehen lassen sollte. Auf den Wochenmärkten kann man sie bereits fertig gepult kaufen.

Weiter geht´s zur Königin der Seebäder: Ostende – einstmals Treffpunkt von europäischer Aristokratie und Geldadel. Historischer Mittelpunkt von Ostende ist der betriebsame Hafen, wo die Fähren nach England anlegen und der Visserkai mit seinen Fischbuden.

Die nostalgische Tramstation von De Haan stammt aus der Belle Epoque und erinnert an alte Filme und Ansichtskarten. Am 4. August dreht De Haan die Uhren um hundert Jahre zurück. Festgäste kommen mit der historischen Straßenbahn. Pärchen mit Hut und Federboa paradieren im Oldtimer auf den Straßen, und Radler in Knickerboxers pedalen stolz auf ihren Hochrädern. Die Altstadt gleicht einem riesigen Antikmarkt. Es wird gefeiert wie in New Orleans: Charleston, Dixieland und Jazz sind weithin hörbar. In den Kneipen und Cafehäusern erklingen sanfte Chansons, ruhige Boleros und Pianomusik.

Endstation der Küstenstraßenbahn ist Knokke – ein mondänes Seebad mit stilvollen Villen und elegantem Flair. Von hier aus sollten Naturliebhaber einen Abstecher ins Reservat Het Zwin machen. Die versandete Meeresbucht mit ihrer einzigartigen Salzwiese ist heute eine der wichtigsten Brutstätten für Störche in Europa. Familie Adebar hat auch auf manch einem Dach der umliegenden Häuser ihr Nest eingerichtet. Über 100 Vogelarten bietet der 150 Hektar große Naturpark einen Lebensraum. Gleich hinter dem Parkeingang befindet sich der ornithologische Garten, in dem die Vögel aus nächster Nähe betrachtet werden können.