Ihre eigentliche Funktion ist es, Schmerzen zu unterdrücken, damit etwa schlimme Verletzungen den Körper nicht lahmlegen und handlungsunfähig machen können. Doch Endorphine sind für Extremsportler, Sonnenanbeter und Akupunktur-Freunde zur beliebten Körperdroge geworden.
Gerade Unfallopfer wirken oft, als stünden sie unter Schock. Seit der Entdeckung der Endorphine wissen die Ärzte, dass der Körper sich in einer Art Rausch befindet – ausgelöst durch körpereigene Drogen – und deswegen keine Schmerzen empfindet. Eine „Erfindung“ der Natur, damit ein Lebewesen auch unter solchen Strapazen reaktions- und damit überlebensfähig bleibt.
So auch bei der Geburt. Der Geburtsschmerz wäre für die Mutter ohne diese „natürliche Betäubung“ gar nicht auszuhalten. Der Endorphinspiegel im Blut schnellt bei der Geburt extrem in die Höhe und kann Schmerzen deutlich unterdrücken. Unmittelbar nach der Geburt benötigen die meisten Frauen dann schon wieder ein Betäubungsmittel. Die Endorphinwirkung hat dann bereits nachgelassen.
Fällt dieser körpereigene Drogenentzug zu radikal aus, können heftige Angstzustände, Halluzinationen und Paranoia eintreten. Symptome, die den Ärzten nach der Geburt eine sogenannte Schwangerschaftspsychose anzeigen.
Grund für diese Entzugserscheinungen ist die Tatsache, dass Endorphine nicht nur Schmerzen unterdrücken, sondern auch stimmungsaufhellend wirken und sogar ein rauschartiges Gefühl vermitteln können.
Und genau das suchen Extremsportler. Durch körperlichen oder geistigen Stress bzw. Angst werden beim Bungee-Springen, Steilwandklettern oder sonstigen Abenteuersportarten Endorphine vermehrt ausgeschüttet und versetzen den Körper in eine Art Rausch. Befragungen solcher Sportler haben ergeben, dass diese vermehrt unter Depressionen leiden – ohne den Kick. Mit der nächsten Endorphindosis haben sie wieder einige Tage, Wochen oder sogar Monate ein positives Lebensgefühl. Der Körper unterscheidet dabei nicht zwischen realer und künstlich herbei geführter Gefahr. Es ist also aus dieser Perspektive egal, ob man ums Haar von einem 35-Tonner überfahren worden wäre oder an einem Gummiseil von der Brücke baumelt.
Für weniger Abenteuerlustige gibt es übrigens auch andere Methoden, den Endorphinkick herbei zu führen. Am bekanntesten: Joggen. Bei gleichmäßigem Tempo kann sich schon nach einigen Kilometern ein wohliges Gefühl einstellen, spätestens ab Kilometer 30 verfallen die Athleten in einen rauschähnlichen Zustand.
Ebenso funktionieren ekstatische Tänze. Die tanzenden Derwische etwa haben das Gefühl, in eine Kommunikation mit Gott zu treten. Auslöser sind die monotonen, schnellen Drehungen – dabei werden große Mengen Endorphine ausgeschüttet. Aber auch mit Meditation, Yoga oder autogenem Training lässt sich die Endorphinfreisetzung herbei führen. Sogar Fasten kann uns nach einigen Tagen in einen Endorphinrausch versetzen.
Im übrigen sind diese körpereigenen Glückshormone auch beim wohligen Gefühl eines Orgasmus im Spiel. Und sie erklären auch, warum manche Menschen schon glücklicher sind, wenn die Sonne scheint. Auch die schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur ist möglicherweise auf die körpereigene Endorphinproduktion zurück zu führen. Nachweislich kann sogar die Massage eine Flut von Endorphinen im Blut freisetzen und hilft damit auch Schmerzmittel zu ersetzen.